Gestatten, Clara!

Porträt von der jungen Clara Zetkin ca 1878

Clara Zetkin – die Unbestechliche.
Politikerin, Frauenrechtlerin, Theoretikerin

1857 wird Clara Eißner im sächsischen Wiederau als Tochter eines Lehrers und dessen Frau Josephine geboren.

Als junge Frau erhält sie eine Ausbildung in einem Lehrerinnenseminar in Leipzig.
Dort knüpft sie Kontakte zur Sozialdemokratie und verliebt sich in den russischen Emigranten Ossip Zetkin. Mit ihm geht sie wegen der Sozialistengesetze (1878) nach Zürich und folgt ihm nach seiner Ausweisung später nach Paris.

1883 und 1885 werden die gemeinsamen Söhne Maxim und Kostja geboren. Clara nimmt den Nachnamen ihres Partners an.

Während der Jahre in Paris arbeitet Clara als Erzieherin, Übersetzerin, verfasst Artikel für deutsche sozialdemokratische Zeitungen und wirkt aktiv in Emigrantenkreisen.

„Ich bin Hofschneider,-koch, Wäscherin etc., kurz Mädchen für alles. Dazu kommen noch die beiden Pipitschlinge, die mir keine ruhige Minute lassen. Wollte ich mich in den Charakter Louise Michels vertiefen, so musste ich No I die Nase putzen, hatte ich mich zum Schreiben gesetzt, so hieß es No II abfüttern. Dazu noch die Misere eines Bohemelebens.“ (Brief an K.Kautsky,22.März 1886)

Über sich selbst schreibt Clara:

„Das größte Hindernis, was mich beim Arbeiten hemmt, das ist eine fast unüberwindliche Schüchternheit und Unzufriedenheit mit mir selbst.“ (Brief an K. Kautsky,1888)

Schon ein Jahr später 1889 hält sie ihre erste und zugleich berühmt gewordene Rede über die Befreiung der Frau auf dem Gründungskongress der II. Internationale.

Im gleichen Jahr verstirbt Ossip nach langer Krankheit und sie ist nun alleinerziehende Mutter und Ernährerin ihrer Familie.

1892 übernimmt sie die Redaktion der sozialdemokratischen Frauenzeitschrift „Die Gleichheit“, die ihr 1917 entzogen wird. Nunmehr wohnt sie in Sillenbuch bei Stuttgart.

1899, Clara ist 42 Jahre alt, heiratet sie den 24-jährigen Kunstmaler und Dichter Friedrich Zundel. Diese Ehe hält nur bis 1917, Zundel trennt sich von Clara. Offiziell wird die Ehe erst 1928 geschieden.

Clara hatte Vorstellungen von Moral und Ethik, die ihrer Zeit weit voraus waren. Sie wandte sich gegen die „Doppelmoral“, befürwortete Ehescheidungen, die „freie Liebe“ und das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche.

Etwa zeitgleich beginnt ihre Freundschaft zu Rosa Luxemburg.

…kannst Du Dir vorstellen, wie glücklich es mich machte, gestern endlich, endlich wieder Deine Stimme zu hören? Dann hast Du erst eine Ahnung, wie unglücklich und wütend ich war, Dich nicht besser verstehen, mich nicht besser mit dir verständigen zu können. Aach Rosa, es ist eine Welt von Fragen, über die ich mich mit Dir aussprechen müßte. Du weißt, wie mißtrauisch ich gegen mein eigenes Urteil bin… (Clara an Rosa 1918)

Die nächsten 30 Jahre sind geprägt von vielfältiger politischer Aktivität, zahlreichen theoretischen Publikationen, Reden und internationalem Wirken, was ihr auch 1915 eine viermonatige Haft wegen der Durchführung der Internationalen Konferenz sozialistischer Frauen gegen den Krieg in Bern mitten im ersten Weltkrieg einbringt.

1910 schlägt sie zusammen mit Käte Duncker auf der 2. Internationalen Konferenz sozialistischer Frauen in Kopenhagen die Einrichtung eines Internationalen Frauentages vor.

Zusammen mit Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht ist sie maßgeblich an der Gründung des Spartakusbundes und der USPD beteiligt, schließt sich 1919 der KPD an und vertritt diese bis 1933 im deutschen Reichstag.

Berühmt geworden ist ihre leidenschaftliche Rede als Alterspräsidentin des neugewählten Reichstages am 30.08.1932, zu der sie heimlich nach Deutschland eingeschleust wurde.
Mit warnenden, kämpferischen Worten plädiert sie für die Einheitsfront gegen die Faschisten.

„… die Selbstbehauptung der Werktätigen gegen den Faschismus ist die nächste unerläßliche Voraussetzung für die Einheitsfront im Kampfe gegen Krise, imperialistische Kriege und ihre Ursache, die kapitalistische Produktionsweise. Die Auflehnung von Millionen werktätiger Männer und Frauen in Deutschland gegen Hunger, Entrechtung, faschistischen Mord und imperialistische Kriege ist ein Ausdruck der unzerstörbaren Schicksalsgemeinschaft der Schaffenden der ganzen Welt…“

1929 erwirbt ihr Sohn Kostja ein Haus in Birkenwerder, Clara wohnt darin bis 1932.

„Die Wohnung scheint gut und geräumig für mich. Vor allem, ich blicke in einen Garten und direkt vor meinem Fenster sind Bäume.“ (Brief an Hanna Zetkin, 2.XI.1929)

1932 zieht sie nach Archangelskoje bei Moskau.

Schon alt und von Krankheiten geprägt, arbeitete sie hier mit Hilfe ihrer Sekretärin.

„Unser gemeinsamer Arbeitstag begann nach einem warmen Frühstück, meist gegen 8 Uhr.
Clara Zetkin lag auf einem breiten Sofa, bequem gegen eine Armlehne gestützt, mit einem Kissen im Rücken, die Beine mit einem Plaid zugedeckt. Zunächst mußte ich die eingegangene Post vorlesen bzw. übersetzen, anschließend die Überschriften der einschlägigen Artikel aus deutschen und russischen Zeitungen.“ (Marian Segner)

Am 20.Juni 1933 verstirbt Clara Zetkin. Ihre Urne wurde in Moskau an der Kremlmauer beigesetzt.

Es folgt ein ‚Hörspaziergang‘, beginnend mit ihrer Rede als Alterspräsidentin zur Eröffnung des Reichstags am 30 August 1932. Dieser akustische Spaziergang, produziert von ’studio Lärm‘, wurde vom Frauenpolitischen Rat Land Brandenburg e.V. freundlicherweise zur Verfügung gestellt.
Clara Zetkin in Bildern